Bernhard Peter
Japanische Badewannen und Badezimmer bedienen


Badewannen richtig bedienen:
Das kann doch nicht so schwer sein! Oder doch? Badewanne bedienen kann doch jeder! Was aber, wenn man alles ausprobiert und doch kein Wasser kommt? Wenn nur eiskaltes Wasser kommt? Was aber, schlimmster Fall für den nicht der Feinheiten der elektronischen Badekultur mächtigen Touristen, wenn man ins Bad (Ofuro) geht und gar keinen mechanischen Wasserhahn (Kyuutou) sieht, nur ein paar unleserlich beschriftete Kontrollfelder? Dann wird es Zeit, genau dieses Kapitel zu lesen.

Grundsätzlich gilt die japanische Sitte, daß die Badewanne (Furo) zum Genießen und Entspannen da ist, nicht zum Abwaschen von Dreck und Schweiß, für letzteres gibt es die Dusche (Shawaa) oder einen Wasserhahn (Kyuutou) und einen Eimer und einen Schemel. Eine Dusche nehmen = shawaa o abimasu, ins Bad steigen = ofuro ni hairimasu. Also seift man sich vorher außerhalb der Wanne ein und duscht sich ab (keine Seife ins Badewasser!). Dann geht man sauber in die Badewanne (Furo). Im Hotel oder in der Ferienwohnung ist das völlig egal, aber in Privatwohnungen und Privatunterkünften wird das gleiche Wasser für mehrere Personen zum Baden benutzt. Deshalb geht man sauber rein und läßt das Wasser nach dem Baden auch nicht ab: Stop dem Reflex, Stöpsel NICHT ziehen!

Moderne Badewannen haben in dem technikverliebten Land keinen Wasserhahn (Kyuutou) mit Hebeln oder Drehknöpfen, sondern elektronische Kontrollfelder. Der wichtigste Schalter zum Benutzen ist Ein/Aus (Iri bzw. Hairu und Setsu bzw. Kiru) oder Start (Unten). Der wichtigste Schalter zum Nichtbenutzen ist der Notruf-Knopf (Yobidashi).

Jetzt geht es ans Befüllen. Bei japanischen Badewannen sind Befüllen und Erwärmen zwei verschiedene, getrennte Vorgänge. Mit "Tashi yu" oder "Tappuri" wird warmes Wasser hinzugefügt, ggf. reichlich, mit "Tsumetai mizu" wird kaltes Wasser eingelassen. Mit "Attakai" wird das Wasser aufgewärmt - die Heizung sitzt um die Wanne herum. "Yuon" oder "Ondo" bedeutet Temperatur. "Yuon chousetsu" oder "Ondo settei" bedeutet Temperatur einstellen.

Also ergibt sich folgende Reihenfolge zum erfolgreichen Duschen: Einschalten, auf dem Bedienfeld die Temperatur einstellen, Dusche benutzen. Und zum erfolgreichen Baden: Einschalten, auf dem Bedienfeld Wannentemperatur einstellen, Wasser hinzufügen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Taste "Furo jidou" - automatisch Badewanne befüllen. Dann kann man baden, und wenn einem zu kalt wird, nachheizen. Oder man besitzt die Luxus-Taste "Oyu-bari hoon" oder "Furo hoon" oder nur "Hoon", "automatisch Badewanne befüllen und Temperatur halten", "Badewanne halten" oder nur "halten". Meist meldet sich die Badewanne dann akustisch ("Onryou" = Lautstärke), wenn sie sich für voll und warm hält. Was voll ist, darüber können Wanne und Benutzer unterschiedliche Ansichten haben: "Yuryou" ist die Wassermenge, "Yuryou chousetsu" paßt die Wassermenge an, und "Yuryou settei" stellt ebenfalls die Wassermenge ein. Die Fortgeschrittenen-Bedienung umfaßt dann noch die Zeitschaltuhr: "Tokei" ist die Uhrzeit, "Tokei hyouji" meint das Anzeigen der Uhrzeit, und mit "Tokei awase" stellt man die Uhrzeit.

Ein typisches Badezimmer ist quasi eine vollkommen in Plastik gegossene Hülle mit Abflüssen unten, quasi ein riesiger Einsatz, der komplett verbaut wird. Einerseits fühlt sich so ein Bad eben komplett "aus Plastik" an, andererseits ist das erheblich praktischer bei den vielen Erdbeben, weil es keine Risse in Kacheln und Zement gibt, keine undichten Stellen bei den immer wieder zu erwartenden Erdstößen, weil nicht ständig irgendwelche Fugen bröckeln, und hier können auch keine Silikonfugen schimmeln o. ä., und weil überall gerundete Übergänge sind, läßt es sich auch leichter sauberwischen.

Der Boden vor der Wanne hat einen Abfluß - man darf ruhig außerhalb der Badewanne duschen, das ist durchaus so gedacht. Die Badewanne selbst ist oft kürzer und breiter als bei uns, es ist eher eine Sitzbadewanne als eine Liegebadewanne.

Im Land der Technik-Verliebtheit ist es Standard, daß man in der Badewanne fernsehen kann: Hier ist an der Stirnseite ein kleiner TV-Monitor angebracht. Wenn wir wie gewohnt duschen wollen, sollten wir noch einmal daran denken: Diesen Bildschirm besser nicht unter Wasser setzen! Man kann und darf auch vor der Wanne duschen. Und wer in der Wanne duschen will, stülpt am besten eine Plastiktüte über den Monitor oder paßt auf, daß der nicht geflutet wird.

Auch wenn der Bildschirm klein und extrem verpixelt ist - es ist state of the art, so etwas zu haben. Besser verpixelt als keine Unterhaltungsmedien in der Badewanne.

Linke Seite, oben: "Stromversorgung" = an/aus, darunter "Anzeige" = Kanal, darunter "menyuu" = Menü, unten "Entscheidung" = Setting bestätigen. Rechte Seite Auswahl rauf/runter und Lautstärke rauf/runter.

Das ist eine Klimaanlage für das Badezimmer, die man zum Heizen des Bades oder zum Trocknen verwenden kann. Die Trocknungsfunktion ist wichtig, wenn man in der Unterkunft Wäsche gewaschen hat und sie schnell trocken haben will. Die vier unteren großen Tasten stehen für: außen links, gelb: "Trocknen", Mitte links, rot: "Heizung", Mitte rechts, grün: Kühlung, "Kühle Brise", außen rechts, blau: Ventilation, "Belüftung". Auf jeder Taste steht "stark/schwach".

Über den vier Haupttasten gibt es vier weitere Tasten. Ganz links, weiß und schwarz umrandet: Zeit festlegen für den Timer "Timer-Einstellung", Timer = in Katakana "taimaa". Mitte links, schwarz: Timer ein/aus "Stoppen", darunter: "lang drücken: alles stoppen". Darunter von links nach rechts: "Luftstrom", ""schwach", "stark". Ganz oben links am Rand steht "Timer Restzeit". Ganz rechts, weiß: 24 h off für den Ventilator "24 Stunden Belüftung", "lang drücken: "Lüftungsstopp (aus)", "kurz drücken: Pause (blinkend)". An der kleinen runden Taste mittig rechts steht in Katakana: firetaa - "Filter und Reinigung", "zurücksetzen: lange drücken", anscheinend eine Kontrolleuchte bei zugesetztem Luftfilter - das braucht uns als Hotelgast nicht zu kümmern.

So ein Kontrollfeld dient der Heißwasserbereitung. Links oben die "42" zeigt die eingestellte Wassertemperatur an, darüber steht "Warmwassertemperatur". Rechts oben steht "Betrieb ein/aus". Die Pfeiltasten regeln die Temperatur nach oben und unten. Wo die Kontrollleuchte brennt, steht "Priorität". Unten in hellgrau steht noch der gutgemeinte Hinweis, daß man sich die Bedienungsanleitung bitte vor Gebrauch sorgfältig durchlesen möge. Für mögliche Fragen wird rechts unten eine kostenlose Hotline angeboten: "furiidaiyaru" ist ein Anglizismus und bedeutet "free dial".

 

Noch eine Warnung vor speziellen Wasserhähnen in der Naßzelle: Die Umschaltung zwischen Dusche und Wasserhahn erfolgt mit dem rechten Drehhahn: Mitte = Stop, oben = Dusche, unten = Wasserhahn. Was passiert wohl, wenn man sich die Hände wäscht und dann mit Schwung den Hahn in gewohnter Richtung nach rechts zudreht? Genau. Und bei der Anbringung des Duschkopfes wird das jedesmal ein Volltreffer.


Literatur, Links und Quellen:
Kerstin Fels, Andreas Fels: Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald, 288 S., Conbook Medien, Meerbusch, 2016,  ISBN-10: 394317624X, ISBN-13: 978-3943176247
Badewannen und die verschiedenen Bedien-Einrichtungen:
https://wanderweib.de/tipps-japan-badewannen-bedienen/
Wie baden Japaner?
https://www.animepro.de/lifestyle/wissenswertes/2261_wie-baden-japaner-wissen
Japanische Badewelt:
https://running-cycling-pasta.com/2012/07/29/ofurosento-japanische-badewelt/
Badezimmer richtig benutzen:
https://thejapans.org/2014/05/18/how-to-take-a-bath-in-japan/


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